|
Die Schwarzen Männer
Martin Heller macht 1985 auf das bereits 1934 gemalte, prophetische Beispiel geistigen
Widerstandes aufmerksam, "eines der wenigen antifaschistischen Bilder jener Zeit".
In dem Bild, das den sarkastischen Untertitel "Die Ratten verlassen das Schiff" trägt, setzt sich Sohn mit dem
Intellektuellen-Haß der Nazis auseinander. Es ist als Allegorie des von der nationalsozialistischen Propaganda usurpierten Gedankengutes zu verstehen. Die Nazi-Propaganda, - deshalb eben der NS-Kurier-Verkäufer -, bezeichnet
die Intellektuellen: den Schöngeist mit der Rose, den Wissenschaftler mit Arztkoffer und die intellektuelle marxistische Linke (Arbeiter) als "zersetzend", "verjudet", "blutleer", eben als
todbringende Rattenplage. Es gelingt der Rechten in Deutschland einen Gegensatz zwischen kollektiver Genialität der arischen Rasse und angeblich jüdisch intellektueller Zersetzung zu erzeugen: Überall, wo Hitler von den Juden
spricht, gibt es ein nur mühsam verhehltes Moment der Bewunderung: die jüdische Intelligenz, die "geistigen Fähigkeiten", das spezifisch "intellektuelle" Vermögen. Aber diese Intellektualität wird nicht nur
immer wieder als unschöpferisch charakterisiert, sondern sogar als antigenial: als "zerstörerisch" und "zersetzend". Dieser irrationale Gemeinplatz gewann zuvor zum ersten Mal in der Dreyfuß-Affäre an
Brisanz, doch siegte im Nachbarland die französische Bewunderung für alles Rationale. In Deutschland müssen diejenigen, die, mit kritischem Geist und analytischem Verstand begabt, nicht bereit sind, sich idealistisch-blindlinks
dem Führergenie glaubend anzuvertrauen und sich von den Worten der zentralen Figur abwenden, das Schiff verlassen. Da ist alles Geistige dem Tode geweiht. Ein totalitäres Regime beginnt mit der Opposition im Lande aufzuräumen.
>Die schwarzen Männer
|